Rund 30 Helfer fieberten bereits am frühen Morgen in der Reithalle des „Zentrums für Therapeutisches Reiten Johannisberg e.V.“ dem Start des erstmals veranstalteten „Tages der offenen Stalltür“ und dem Integrativen Voltigiertag entgegen. Nach den Aufbauarbeiten am Vortag wurde noch einmal kurz der Programmablauf besprochen – dann ging es los...
Zunächst etwas zögerlich, doch immer steter setzte der Besucherstrom ein. Viele Zuschauer fanden den Weg in den Windhagener Ortsteil und nutzten die Gelegenheit, sich bei Kaffee und Kuchen an liebevoll geschmückten Tischen von einem kurzweiligen Programm unterhalten und informieren zu lassen. Auch der teilweise starke Regen tat der Veranstaltung keinen Abbruch – das Ponyreiten für die Kinder wurde kurzerhand aus dem Freigelände in die gut geheizte und Licht durchflutete Reithalle des Vereins verlegt und ergänzte damit die einzelnen Programmpunkte.
Dazu gehörten zahlreiche Schauvorführungen aus allen Bereichen des Therapeutischen Reitens. So wurde gezeigt, wie Therapiepferde ausgebildet werden, damit sie in kritischen Situationen nicht erschrecken und ihrem Fluchtinstinkt folgen. Sollte ein Pferd bei einem Therapiespiel vom Ball getroffen werden oder ein Patient auf dem Pferderücken eine plötzliche Spastik bekommen, muss es ruhig bleiben und gelassen abwarten, bis sich die Lage wieder entspannt hat. Dabei führt in der Hippotherapie und der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd ein erfahrener Pferdeführer das Pferd in der Gangart Schritt am Langzügel, während die Physiotherapeutin dem Patienten (zum Beispiel mit Multiple Sklerose oder nach einem Schlaganfall) Anweisungen für seine Übungen gibt und sichernd nebenher geht, evtl. sogar mit einem dritten Begleiter.
Neben diesen Live-Demonstrationen hatten die Zuschauer die Gelegenheit, sich selbst auf den Rücken eines Therapiepferdes zu setzen oder sich mit Hilfe des elektrischen Liftes in einen Sattel heben zu lassen.
Gegen Ende der Veranstaltung verwies Organisatorin Marion Drache noch auf die neuesten Ergebnisse von Studien, die das Zentrum für Therapeutisches Reiten Johannisberg e.V. in Zusammenarbeit mit Hochschulen in Köln und Jena vorantreibt. Ziel ist es, die positiven Ergebnisse, die in der Arbeit mit MS-Patienten und herzkranken Kindern gemacht werden, zu dokumentieren und damit Krankenkassen bundesweit für die Aufnahme des Therapeutischen Reitens in den Heilmittelkatalog zu gewinnen. Da die tatsächlichen Kosten für eine Reittherapie für die meisten Menschen fast unbezahlbar sind und sich Therapeutisches Reiten deshalb nicht wirtschaftlich betreiben lässt, ist der Verein nach wie vor auf (Dauer-)Spenden angewiesen. „Wir freuen uns über jeden, der unsere Arbeit als Förderer unterstützen möchte“, weist Marion Drache auf diesen Aspekt ihres Engagements hin. Mehr Infos für Förderer gibt es hier.